PAVING THE WAY
Der Bogensport-Club Frankfurt war der erste hessische sowie fünfte gesamtdeutsche Bogensportverein[1] und konnte daher Pionierarbeit im Aufbau des Bogensports in Hessen und über die Landesgrenzen hinweg leisten. Von ihm gingen entscheidende Impulse aus, die den entstehenden Bogensport mitgeprägt haben. Teils wurde der BSC Frankfurt sogar als Mutter der hessischen Bogensportvereine tituliert.[2] Denn durch seine Signalwirkung aber auch durch ehemalige Vereinsmitglieder, die in anderen Städten neue Vereine gründeten, entstanden aus dem ursprünglichen Frankfurter Club mit 30 Mitgliedern zwischenzeitlich 38 Vereine mit über 2000 aktiven Bogensportlern.[3]
Internationale Großturniere in Frankfurt
1964 wagte der Bogensport-Club Frankfurt mit dem Ausrichten eines Großturniers außerdem eine Neuheit. Als erster Verein in der Bundesrepublik wurde ein Europaturnier mit 182 Teilnehmern aus 8 Nationen organisiert.[4]
“Der Frankfurter Kunstmaler Werner Arndt hat zur Zeit den Pinsel mit der Schreibmaschine vertauscht. Und der Postbote der Siesmayerstraße stöhnt, denn täglich treffen Briefe aus aller Herren Länder bei den Arndts […] ein: Zusagen zum Europa-Turnier der Bogenschützen an Pfingsten. Es verspricht […] die größte Bogensport-Veranstaltung zu werden, die Europa je sah.“
Quelle unbekannt, 1965.[7]
“Es war ein Turnier der Freundschaft. Der junge Frankfurter Klub war glücklich seine Freude [sic!] aus acht Nationen auch einmal bei sich zu Gast zu haben. […] Sogar der FITA-Präsident, der Belgier Oskar Kessels, zog sich das Jacket aus und setzte sich ein verwegen Hütlein gegen die brennende Pfingstsonne aufs Haupt, das den Welt-Bogensport dirigiert, und schoß als 62jähriger Altmeister eine beachtliche Serie. In welcher Sportart gibt es das überhaupt, daß auch der Präsident im hohen Alter den Körper schult?“
Frankfurter Neue Presse, 1964.[5]
Von 1976 an wurde diese Art von Großturnier durch den BSC Frankfurt im 2‑jährigen Rhythmus auf dem großen Wiesenplatz vor der Hauptkampfbahn des Waldstadions durchgeführt.[8] Den Höhepunkt bildete 1984 das 6. Internationale Frankfurter FITA-Sternturnier mit 54 Scheiben.[9]
“An einem windarmen Sommertag mit strahlend blauen Himmel fielen die FITA-Sterne reihenweise vom Himmel. So viele Sterne wie an diesem Tag seien wohl auf keinem Turnier in der Bundesrepublik mehr erzielt worden.“
Vereinschronik, Bogensportclub Frankfurt e. V., 1995.[10]
Mit der Sperrung der Frankfurter Sportplätze 1986 aufgrund des Reaktorunfalls in der Ukraine begann leider der Anfang vom Ende der Frankfurter Großturniere. Denn man war gezwungen, das sich schon in der letzten Vorbereitungsphase befindliche FITA-Turnier abzusagen. Von dieser Absage hat man sich nie mehr erholen können. Die FITA-Turniere in den Jahren nach Tschernobyl erreichten nie mehr die Teilnehmerzahlen von 1984.[11]
Erste Hallenmeisterschaft in der BRD
“„Wir können uns keinen Winterschlaf mehr leisten“, kommentiert Arndt.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1970.[13]
Noch ein letzter Bogensport-Meilenstein ist auf eine Initiative des BSC Frankfurt zurückzuführen: Die Hallenmeisterschaften der Bogensportler in den Wintermonaten. Zum ersten Mal wurde in der BRD eine Hallenmeisterschaft am 28. Februar und am 1. März 1970 in der Wintersporthalle im Waldstadion durchgeführt.[12] Schnell gedieh daraufhin das Hallenschießen bis hin zur 1. Deutschen Hallenmeisterschaft 1976 und ist seitdem nicht mehr wegzudenken.
ENDNOTEN
[1] Die Frauen haben die Treffsicherheit ihrer Männer längst übertroffen. Hinter dicken Erdwällen üben die Schützen des Bogensport-Clubs Frankfurt, in: FAZ vom 04.09.1993/ Nr. 205, S. 252.
[2] Festrede zum 25-jährigen Jubiläum vom 19.08.1983, S. 2.
[3] Ein Kurs für Anfänger im Bogenschießen, in: FAZ vom 17.03.1984, S. 48.
[4] Die genaue Teilnehmer- und Nationenanzahl ist nicht mehr korrekt belegbar. In dem FAZ-Artikel Frankfurter Gesichter: Werner Arndt ist die Rede von 240 Teilnehmern aus zehn Nationen, in dem FR-Artikel Monikas Pfeile trafen den zweiten Rang wird von 225 Teilnehmern aus 9 Nationen gesprochen und kurioser Weise listet die originale Ergebnisliste des Turniers, welche allerdings nur den FITA-Wettbewerb und nicht die Frankfurter Runde abbildet, lediglich 182 Teilnehmer aus 8 Nationen (34 Schützinnen und 148 Schützen);
Ergebnisliste des 1. Internationalen Turniers in Frankfurt am Main vom 16./17.05.1964, Institut für Stadtgeschichte, Signatur: ISG FFM S3 Nr. 4604; Frankfurter Gesichter: Werner Arndt, in: FAZ vom 12.10.1968, S. 82; Monikas Pfeile trafen den zweiten Rang. Diesmal siegte die Schweizerin Renee Muller / Dafür wurden die Frankfurterinnen Mannschaftssieger, in: Frankfurter Rundschau von 19.05.1964; Festrede zum 25-jährigen Jubiläum vom 19.08.1983, S. 2.
[5] 33308 Pfeile flogen durchs Stadion-Grün. Europa-Turnier der Bogenschützen mit einem Frankfurter Sieg, in: FNP vom 19.05.1964.
[6] Monikas Pfeile trafen den zweiten Rang. Diesmal siegte die Schweizerin Renee Muller / Dafür wurden die Frankfurterinnen Mannschaftssieger, in: Frankurter Rundschau von 19.05.1964.
[7] Bogenschützen-Boß Arndt: „Keine Mühe zuviel“. Beim Europaturnier an Pfingsten in Frankfurt 260 Schützen zu Gast, in: Quelle unbekannt, Mai 1964.
[8] Rhein-Main-Sport-Notizen. Mit Pfeil und Bogen, in: FAZ vom 21.05.1976, S. 73; Ein Kurs für Anfänger im Bogenschießen, in: FAZ vom 17.03.1984, S. 48; Monika diesmal klar vor Maria. Bald auch „Stern“-Turnier der Bogenschützen in Frankfurt?, in: FNP vom 25.05.1976; Turnier in Frankfurt: Um Preise – und die Anhänger von morgen!, in: FNP vom 19.05.1976.
[9] Mit dem Bogen nach den Sternen schießen, in: FAZ vom 10.07.1984, S. 35.
[10] Unbekannter Autor. Vereinschronik, Bogensportclub Frankfurt e. V., 1995.
[11] Dabei mag das reiche Angebot an FITA-Turnieren auch eine mit entscheidende Rolle gespielt haben, da man an fast jedem Wochenende im Umkreis von 200 Kilometern irgendwo in der Bundesrepublik oder den angrenzenden Beneluxländern an einem FITA-Turnier teilnehmen konnte. Das letzte Frankfurter Sternturnier wurde 1990 veranstaltet und danach aufgrund schwindender Teilnehmerzahlen aufgegeben;
Int. FITA-Sternturnier in Frankfurt/Main, in: Quelle unbekannt, 1990.
[12] Festrede zum 25-jährigen Jubiläum vom 19.08.1983, S. 2; Künftig ohne Winterschlaf. Erste deutsche Hallenmeisterschaft der Bogenschützen in Frankfurt, in: FAZ vom 19.02.1970, S. 30; Ein Turnier nach Stoppuhr. Erste Hallenmeisterschaften der Bogenschützen / Gefürchtete „Goldkrankheit“, in: FAZ vom 03.03.1970, S. 28; Die Frauen haben die Treffsicherheit ihrer Männer längst übertroffen. Hinter dicken Erdwällen üben die Schützen des Bogensport-Clubs Frankfurt, in: FAZ vom 04.09.1993/ Nr. 205, S. 252.
[13] Künftig ohne Winterschlaf. Erste deutsche Hallenmeisterschaft der Bogenschützen in Frankfurt, in: FAZ vom 19.02.1970, S. 30.