NIEDER NEUBEGINN
Ab Mitte der 90er Jahre wurden die Gerüchte lauter, dass der BSC-Frankfurt das Übungsgelände im Frankfurter Waldstadion verlieren könnte, da die Stadt zunächst mit dem „Sky-Dome“ Projekt plante, eine neue Großarena zu errichten, wobei das gesamte Waldstadion umgestaltet und das Bogensportgelände renaturiert werden sollte.[1] Obwohl sich das Großprojekt noch in der Planungsphase befand und niemand konkrete Aussagen bezüglich der Zukunft des BSC Frankfurts treffen wollte, suchte der Verein – insbesondere durch das Engagement des zweiten Vorsitzenden Claus Moxter, des Jugendwarts Jürgen Skaba und des Sportwarts Horst Ring – präventiv nach Standort-Alternativen.[2] Mit der Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung vom 17. Dezember 1998 zum Umbau des Waldstadions und der damit verbundenen WM-Bewerbung des DFB wurden die Befürchtungen dann Gewissheit.[3] Die Stadion GmbH durfte den Pachtvertrag wegen des Neubaus der Commerzbankarena für die Fußballweltmeisterschaft 2006 nicht mehr verlängern und man war gezwungen, letztendlich zum März 2001 den Betrieb einzustellen und zum April 2002 die Anlage zu räumen.[4] Trotz der jahrelangen Bemühungen durch die Vereinsmitglieder, ein anderes Bogensportareal zu finden, und obwohl die Stadt Frankfurt sich stets für den Bogensportverein ausgesprochen und Hilfe zugesichert hatte, boten sich jedoch keine absehbaren Perspektiven dar. Und so stand der Verein ohne Heimat plötzlich fast vor dem Aus, wobei auch intern offen über dessen Auflösung gesprochen wurde.[5]
Ein Großteil der Mitglieder wollte dennoch nicht aufgeben und durch die Hilfe der Lokalpresse und Öffentlichkeit konnte schließlich doch noch im letzten Moment ein neuer Bogensportplatz bei der ehemaligen SG Nied im gleichnamigen Frankfurter Stadtteil gefunden werden. Es scheint schließlich ein Artikel der Frankfurter Rundschau gewesen zu sein, den die damalige Sportleiterin der SG-Nied auf die heimatsuchenden Bogenschützen aufmerksam machte und welche sich daraufhin dafür einsetzte, die Wiesen der Sportgemeinschaft an den BSC zu vermieten.[6] Abermals wurde das Gelände durch die Mitglieder unter enormen zweijährig andauernden Anstrengungen für den Bogensport nutzbar gemacht und am 05. September 2004 eingeweiht.[7] Nach nun gut zwei Jahrzehnten ist die Anlage wieder mit Unterstand und neuem Clubcontainer ausgestattet und bietet vielen Bogensportlern im Rhein-Main-Gebiet die Möglichkeit, ihr Hobby und ihre Leidenschaft auszuleben.
ENDNOTEN
[1] Zielscheibe in gleißendem Licht. Doch düster seht die Zukunft des Bogensportclubs aus, in: Frankfurter Rundschau vom 21.09.1995, S.18.
[2] Zwischen dem BSC-Frankfurt und der Stadt Frankfurt entstand eine jahrelange Korrespondenz, die von der Sportdezernentin Sylvia Schenk über das Sport- und Badeamt bis zur Oberbürgermeisterin Petra Roth reichte. Bereits ab 1995 wurde präventiv nach neuen Standorten gesucht. Dazu setzte sich der Verein zusätzlich mit den Ortsvorstehern der Stadtteile und lokalen Sportvereinen in Kontakt, um mögliche Areale auszukundschaften. Vorstandsmitglieder führten Vor-Ort-Erkundungen in Niederrad, Eschersheim, Kalbach, Zeilsheim, Berkersheim, Preungesheim, in den Römerstadt-Wiesen, am Goethe-Gewann, an der Urselbachtalbrücke und am Niddaufer durch. Es wurden Raum- und Flächenbedarfsstudien unter Berücksichtigung bogensport- und sicherheitstechnischer Einrichtungen erstellt. Im Speziellen wurden Grundflächen in der Bürostadt Niederrad, in der Nähe der A661 in Eschersheim, beim Sportzentrum in Kalbach, in der Nähe der Sportanlage Hohe Kanzel in Zeilsheim, in Preungesheim und in der US-Liegenschaft Edwards-Housing näher geprüft. Doch all diese Mühen, die neben dem normalen Sportbetrieb durchgeführt wurden, erzielten keinen Erfolg, da die Flächen nicht für den Bogensport geeignet waren oder wegen anderer Umstände nicht genutzt werden konnten.
Bogenschützen vor ungewisser Zukunft. BSC Frankfurt müßte dem Skydome weichen und sucht jetzt schon ein Alternativgelände, in: Frankfurter Rundschau vom 05.10.1996/ Nr. 232, S. 21; Korrespondenz BSC Frankfurt mit der Stadt Frankfurt 1994–2001.
[3] Bauer, Thomas: Frankfurter Waldstadion. 75 Jahre Sportgeschichte. 1925–2000, herausgegeben von der Stadion GmbH, Frankfurt am Main: Nest Verlag, 2000, S. 187–188; Ein modernes Waldstadion bis zum Jahr 2006. Frankfurter Magistrat beschließt Umbau für 125 Millionen Mark / 45000 überdachte Sitzplätze, in: FAZ vom 24.10.98.
[4] Bogenspot-Club hat sein neues Zuhause in Nied gefunden, in: FNP vom 18.08.2004; Golfer vertreiben Bogenschützen. Traditionsverein musste vom Waldstadion weg, in: FNP vom 09.07.2002; Schützen dürfen bald nicht mehr am Stadion zielen. Nach Kündigung sucht der Bogensport-Club verzweifelt nach einem neuen Gelände / Schenk sagt Hilfe zu, in: Frankfurter Rundschau vom 02.03.1999/ Nr. 51.
[5] Clubmitteilungen 1998–2002.
[6] Neue Heimat für die Bogenschützen. BSC Frankfurt zieht nach Nied / Ein Drittel der Mitglieder sind Jugendliche, in: Frankfurter Rundschau vom 06.09.2004; Leidenszeit der Bogenschützen beendet, in: FNP vom 07.09.2004.
[7] Leidenszeit der Bogenschützen beendet, in: FNP vom 07.09.2004; Offizielle Eröffnungsfeier des Geländes beim Bogensport-Club Frankfurt e.V., in: Sport-Echo 3/2004, S.4.